Time to say goodbye 

Die Ankunft in Dublin gestern Abend war auch gleichzeitig der Abschied von unserem Busfahrer John, der von seiner Busgesellschaft auf eine andere Tour gesetzt worden war. 

Das Bedauern war auf beiden Seiten sehr groß, denn John ist wirklich exzellent gefahren, gerade in den engen Straßen auf dem Land, und hat sich darüber hinaus auch sehr für unser Programm interessiert, da er selbst manche Orte auch nicht kannte. So hat er sich immer wieder unserer Gruppe angeschlossen bzw hat Margo, unsere niederländisch-irische Reisebegleiterin, um Übersetzung der Erklärungen, die Dr. Lenssen im Bus gegeben hat, gebeten. 

Wir haben uns mit einer Caritastasse mit „Spezialteebeuteln“ bedankt. 

Kildare 

Nachdem wir uns in den letzten Tagen mit dem Mönchtum, also Männern, beschäftigt haben, besuchten wir mit Kildare einen Ort, der für die hl. Brigida steht, die in Irland mindestens genauso verehrt wird, wie St. Patrick. 

In Kildare gründete sie im Jahr 470 (und damit vor Patrick oder Columban) ein Doppelkloster (also für Männer und Frauen). In der Kathedrale von Kildare konnten wir anhand eines Modells sehen, wie die Anlage wohl ausgesehen hat. Hier haben wir auch die „Bienenwabenhäuser“ gesehen, in denen die Mönche lebten. 

Die hl. Brigida ist auch deswegen so bedeutend, da sie als Frau Leitungsfunktionen für die Kirche von Kildare übernommen hat. 

An der Kirche selbst befindet sich ein „Wunschstein“: Wenn man es schafft, seinen Arm durch das Loch zu führen und mit der Hand seine andere Schulter zu berühren, geht der Wunsch in Erfüllung. Das haben wir natürlich gleich ausprobiert 🙂 

In der Nähe der Kirche befand sich ein Haus, in dem das hl. Feuer aufbewahrt wurde – der Vorläufer des ewigen Lichts in den katholischen Kirchen. 

Der Name „Birgida“ – Bridge / Brücke – deutet ihre Funktion an. In einer Zeit, in der ihre Umgebung noch sehr vom heidnischen Druidentum geprägt war, war sie die Brücke vom alten (heidnischen) zum neuen (christlichen) Glauben. 

In der Nähe der Kathedrale befindet sich die Quelle der hl. Brigida. Auch hier fanden wir wieder Zeichen der Verehrung und auch des Gebets. Für uns eine sehr ungewöhnliche und sicher auch gewöhnungsbedürftige Frömmigkeitsform. Für die Iren aber normaler Glaubensvollzug, der die Einheit von Glauben und Natur zum Ausdruck bringt. 

Moone 

Den Reigen der Hochkreuze setzten wir in Moone fort. Dieses Hochkreuz liegt etwas versteckt, aber die kurze Suche hat sich gelohnt. Das Kreuz ist nach Monasterboice, das wir am ersten Tag besichtigt hatten, das höchste Hochkreuz. Wahrscheinlich war es ursprünglich bemalt, aber die Farben sind nicht mehr erhalten. 

An dem Kreuz wurde wieder deutlich, wie die Künstler altes und neues Testament miteinander verbunden haben. Ein häufiges Thema der Hochkreuze findet sich auch hier: Gottes Hilfe in Not und Gefahr, wie zB bei dieser Darstellung der biblischen Erzählung von Daniel in der Löwengrube.

Kilbeggan Distillerie 

Zum Abschluss des Tages widmeten wir uns den, wie Dr. Lenssen es sagen würde, weltlichen Dingen beim Besuch einer Whiskey Distillerie. 

Die Distillerie wurde 1754 gegründet, allerdings in den 1950er Jahren stillgelegt. Seit den 1990er Jahren wurde die Distillerie wieder als Museum betrieben und seit gut 10 Jahren wird auch 6 Monate im Jahr wieder Whiskey gebrannt. 

Da wir „leicht“ verspätet waren, haben wir die Führung ausgelassen und sind gleich zur Verkostung übergegangen… 

Den anschließenden Geschmackstest, wo es galt, drei verschiedene Whiskeysorten dem Geschmack nach zuzuordnen, haben unsere Kandidaten mit Bravour bestanden! 

Clonmacnoise

Mit Clonmacnoise besichtigten wir eine, wenn nicht gar die bedeutendste Klosteranlage des irischen Mönchtums. Denn im Gegensatz zu den anderen gelangte dieses Kloster schon sehr bald auch zu politischer Bedeutung bzw. wurde ein wichtiger Wallfahrtsort, was natürlich dem Ideal der Einsamkeit widerspricht. 

Grundlage für die Bedeutung war zum einen die Lage an einem Verkehrsknotenpunkt auf dem Land sowie vom Wasser her am Fluss Shannon. Hinzu kam, dass der Kopf des Königs von Tara (Kenner der Filmklassiker werden an dieser Stelle aufmerksam – ja, das gab’s wirklich, nicht nur bei Margaret Mitchell), der, nachdem er Clonmacnoise mit dem hl. Ciarán gegründet ermordet wurde, hier beerdigt wurde. Bis zum heutigen Tag ist Clonmacnoise ein Wallfahrtsort. Allerdings wird nunmehr das Grab des hl. Ciarán verehrt. 

Auch in Clonmacnoise gibt es natürlich ein Hochkreuz. Hier handelt es sich allerdings um einen Abguss. 

Clonmacnoise stach auch dadurch aus den übrigen Klöstern heraus, da es hier auch ein Frauenkloster gab, was sonst nicht üblich war. 

Aufgrund seiner Bedeutung, des damit einhergehenden Reichtums und der Lage am Fluss Shannon, war Clonmacnoise bevorzugtes Ziel der Wikinger auf ihren Beutezügen. 

Heute sind wiederum nur noch Ruinen vorhanden, die aber einen besonderen Frieden und eine Ruhe ausstrahlen. 

Clonfert

In Clonfert knüpfen wir an den Vortag an, genauer gesagt an Dysert O’Dea. Dort hatten wir ein Kirchenportal gesehen, dass aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt worden war. In Clonfert sahen wir nun ein original erhaltenes Portal. 

Hier haben die Säulen zB eine tragende Funktion und sind nicht nur reine Zierde. 

Dr. Lenssen erläuterte uns das Bildprogramm des Portals mit den verschiedenen Zierformen, Köpfen oder auch den Dämonen, die im Ring verbissen sind und daher den Menschen nichts anhaben können. 

In Clonfert sahen wir auch, wie die alten Traditionen weiterhin lebendig sind. In den rund 200 Jahren, in denen die Katholiken keine Kirchen hatten, wo sie Gottesdienst feiern konnten, versammelten sie sich an heiligen Orten in der Natur, zB Quellen (wie in Mullagh) oder an Bäumen. In der Nähe der Kirche von Clonfert steht ein Baum, der dem hl. Brendan geweiht ist. Auch heute noch kommen Menschen mit ihren Anliegen zu diesem Baum. 

St. Brendan’s Cathedral, Loughrea 

Wie ein roter Pfaden zieht sich die Zerstörung der Kirchen und darauf folgende Unterdrückung der katholischen (Mehrheits) Konfession durch Cromwell und die nachfolgenden Engländer. Erst im 19. Jahrhundert wurde es den katholischen Iren erlaubt, Kirchen zu bauen. Um den Gebäuden der „Church of Ireland“ nicht nachzustehen, wurden wertvolle Materialien verwendet und die Kirchen stark ausgeschmückt, was mitunter etwas erschlagend wirkt. 

Ein Beispiel für diesen Kirchenbau besichtigten wir in Loughrea. Die Kirche von 1897 ist im neogotischen Stil erbaut. Allerdings haben die Erbauer in den Fenstern von 1903, die in ihrer Gestaltung mit der Zusammensetzung der Bilder durch viele Punkte den Pointillismus des Impressionismus‘ aufnehmen, versucht, den Brückenschlag in die Gegenwartskunst zu schlagen. 

Cliffs of Moher 

Den Tag beschossen wir an den Cliffs of Moher, einer Klippenfront, die bis auf 200 Meter ansteigt. 

Offensichtlich waren wir nicht die Einzigen, die diesen Gedanken hatten. Nach den ruhigen und friedvollen Orten, die wir bis dahin besucht hatten, bekam man hier den Eindruck, mitten in einer Völkerwanderung gelandet zu sein. 

Dass die Cliffs sich in Nebel hüllten, machte die Sache nicht unbedingt besser. Aber wir konnten dennoch einen Eindruck von den gewaltigen Klippen bekommen. 

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. 

Wohl die richtige Reaktion: einfach nicht aus der Ruhe bringen lassen….